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auf Behauptungen von Gegnern eines Naturwaldes vor Ort ...

Eine "Stilllegung" des Waldes wird es nicht geben, nur eine Beendigung der Forst-Bewirtschaftung in diesem Bereich. Das Gegenteil von Stilllegung ist der Fall, in den bisher existierenden Naturwäldern werden engagierte und naturverträgliche Konzepte umgesetzt, die den Menschen ausdrücklich dazu einladen, die Besonderheit der Naturschutzgebiete zu erleben. Mit der Rückentwicklung von Maschinentrassen und der Entwicklung von "grünen Wegen und Pfaden" wird der Waldbesuch zu einem besonderen Erlebnis.
Betretungsverbote sind für besonders schützenswerte Ruhezonen (Schutzgebiete) vorgesehen oder z.B. bei erhöhter Unfallgefahr durch einen hohen Anteil alter, in sich zusammenbrechender Bäume (ein natürlicher Prozess).
Wegegebote bedeutet nicht, dass Menschen den Wald nicht besuchen dürfen, sondern dass das Verlassen der Wege unter Strafe gestellt werden kann. Diese Weisungen werden zum Schutz der Arten und Waldbesucher ausgesprochen.
Die Wanderwege P5 und P12 bei Wanfried werden erhalten bleiben, so wie andere Wanderwege und Pfade im zukünftigen Naturwald um Wanfried. Und wenn es einen Baumwipfelpfad im Nationalpark Hainich gibt, warum soll nicht auch ein Plesseturm Bestand haben können?
Es ist bekannt, dass eine naturgerechte Jagd in Naturwäldern bisher nicht signifikant eingeschränkt wurde, sie wird allenfalls im Sinne des Naturschutzes gelenkt. In manchen Naturwald-Gebieten wurde die Abschussquoten temporär gezielt erhöht, um ein Gleichgewicht zwischen Tier- und Verbiss-Schutz wiederherzustellen.
Diese Behauptung vom "artenarmen Buchenwald" wird durch die 26-jährige hessische Naturwaldreservate-Forschung widerlegt, wonach in Buchenwäldern deutlich mehr als 7.500 Arten leben (Hessen-Forst 2005). Naturwälder tragen durch den Schutz spezifischer, waldgebundener Arten dazu bei, die Artenvielfalt in Deutschland insgesamt zu erhöhen.
Auch im Wald bevorzugen Orchideen lichte Standorte und keine standortfremden Monokulturen. Durch natürlichen Windbruch oder Baumsterben entstehen Lichtinseln, die für Orchideen wichtig sind. Auch an den felsigen Steilhängen bleibt der Wald so licht, dass Orchideen und Eiben gute Wuchsbedingungen behalten. Auch (Wander-)Wegeränder tragen dazu bei, den Pflanzen ein Überleben zu ermöglichen.
Und nicht zuletzt ist Umweltschutz -durch die Reduktion der Emissionen- ein wesentlicher Beitrag zum Orchideenschutz. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Orchideenwelt entwickeln wird. Am "düsteren" Naturwald wird sie nicht scheitern.
Wenn das Ziel "Natürliche Entwicklung von Wäldern auf 5 Prozent der hessischen Waldfläche" erreicht ist, verbleiben allein in Hessen noch 788.500 ha (Hektar) Wirtschaftswald bzw. Baumbestandsfläche.
Das Forstamt Wehretal (zuständige Forstverwaltung für 9 Revierförstereien in der Umgebung) verwaltet ca. 18.000 ha Wald, die erweiterten Naturwälder bei Wanfried und auf der Graburg haben davon zusammen einen Flächenanteil von ca. 6,6 Prozent. Es bleiben also 93,4% des Waldes in der Umgebung in der Bewirtschaftung für die Holzernte (ca. 16.800 ha). Es gibt damit genug Alternativen für die Holzernte.
Durch das aktuelle deutschlandweite Baumsterben (trockene Sommer) ist der Holzüberfluss so groß, dass immer mehr Holz selbst bis China exportiert wird.
Zahlreiche Untersuchungen haben belegt, dass Naturwälder mehr CO2 (Kohlenstoffdioxid) binden und für mehrere hundert Jahre als Holzvorrat und im Boden festlegen können. Die Wachstumsgeschwindigkeit und damit die Rate der CO2-Bindung steigt mit zunehmendem Baumalter. Die Verweildauer des Kohlenstoffs ist in natürlichen Wäldern bei weitem länger als in Wirtschaftswäldern.
Untersuchungen in Thüringen haben gezeigt, dass nur 22% der Holzernte als langlebiges Konstruktionsholz (> 50 Jahre) genutzt wurden. Buchenholz, das überwiegend in den für Hessen ausgewählten und vorgeschlagenen hessischen Naturwäldern wächst, wird nur zu einem sehr geringen Anteil im Bausektor oder für Möbel verwendet. Die Bedeutung für den Klimaschutz ist somit begrenzt.
Laubholz wird zu über 70% verbrannt! In einer Tonne Holz steckt eine halbe Tonne Kohlenstoff. Bei der Verbrennung entstehen ca. 1,8 Tonnen CO2, die dabei sofort freigesetzt werden. Bei einem Verrottenlassen verlangsamt sich die CO2 Freisetzung und gleichzeitig finden viele Arten einen Lebensraum.
Mehr zum Thema "Wälder mit altem Baumbestand als Kohlenstoffspeicher" finden sie hier: Naturwald Akademie
Nein. Waldbrände treten in Laubwäldern sehr viel seltener auf als in Nadelbeständen, die ja in den Naturwäldern (auch im Naturwald Wanfried) nur in geringen Anteilen vorkommen. Massive Totholzmengen sind -durch die großen Baumschäden in den trockenen Sommern 2018/19- vor allem in den fichtenreichen (Wirtschafts-)Wäldern entstanden.
Am Waldboden in Naturwäldern kann totes Holz von abgestorbenen Bäumen verwittern. Diese Verwitterung speichert einerseits viel Feuchtigkeit, andererseits deckt es den Waldboden ab, und hält ihn so länger feucht. Dadurch ist das Klima in Naturwäldern kühler und feuchter.
Von Naturwäldern geht keine größere Gefahr aus. Sollte es dennoch zu einem Waldbrand kommen (diese sind zu 95% durch Menschen verursacht), gilt aber auch hier, dass Feuerwehren verhindern werden, dass Feuer auf eine angrenzende Waldfläche übergreift. Dies ist z.B. auch im Nationalpark Kellerwald-Edersee so vorgesehen.

... die offensichtlich nicht gut zu den Fakten passen.

Quelle: Mercator Institut Berlin
(https://www.mcc-berlin.net/en/research/co2-budget.html)
Übersetzung: Martin Auer, Scientists for Future Österreich