von Diana Wetzestein und Mark Harthun
Wanfried. Der herbstliche Laubwald ist bunt und bezaubernd. Ein immer wiederkehrendes Naturschauspiel zwischen Farben, Gerüchen, Wind an schattigen und sonnigen Stellen. Spaziergänge auf Premiumwanderwegen sind jetzt gespickt von besonderen Eindrücken und Anblicken. Im Werra-Meißner-Kreis, direkt an der Landesgrenze zu Thüringen, ist die Kombination von Muschelkalkfelsen und den Buchenwäldern am Premiumwanderweg P5 bemerkenswert.
Dort liegen die Wurzeln der Buchen teilweise frei am Hang. Sie winden sich umeinander und scheinen dabei ein Netz zu spinnen, das vorsichtig die Kalksteinschichten umschließt. Und dabei nicht nur dem Baum seinen Halt gibt, sondern auch dem Gestein die nötige Stabilität verleiht. Als Untergrund für Moose, Farne und viele andere Pflanzen ist der Kalkstein wichtig.
Der künftige Naturwald um die Plesse und den Konstein umfasst rund 900 Hektar, die bekanntesten Bäume auf dieser Fläche sind Buchen, Eichen, und Eschen. Doch auch Eiben, Erlen oder Elsbeeren wachsen dort und gehören in die Schatzkammer des Naturwaldes. Vor allem der große Bestand starker Buchen macht den tatsächlichen Wert des Kalk-Buchenwaldes aus. Denn lediglich in Nord- und Osthessen gibt es dieses Kalkgestein, auf dem sich diese besonderen Wälder entwickeln können. Eine Seltenheit, die sich auch durch den Reichtum an Orchideen auszeichnet. Das Weiße oder Rote Waldvöglein, verschiedene Stendelwurzarten oder der Frauenschuh gehören dazu. Das sind Orchideenarten, die im Wanfrieder Wald vorkommen. Ein riesiges Meer von Bärlauchblüten überzieht den Waldboden im Frühling und versprüht einen den zarten Knoblauchduft. Auf Thüringer Seite lohnt der Besuch des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band“, das sich am Kolonnenweg der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entlangzieht.
Dort sind alle Jahreszeiten besonders. Dem Wald dabei zusehen zu können, wie er sich selbst überlassen entwickelt, ist die Attraktion. Ganz langsam und ohne Eile, denn erst in einigen Jahren wird zu sehen sein, was aus dem „Urwald von morgen“ geworden ist.
FAQ: Stimmt es, dass in Wirtschaftswäldern mehr Arten vorkommen als in Naturwäldern?
Ja und nein: In Naturwäldern sind es vor allem die Waldspezialisten, die wesentlich häufiger vorkommen. Naturwälder bieten im Laufe ihrer wechselnden Waldphasen Lebensraum für viele Arten, die im Wirtschaftswald keine Überlebenschance haben. In Wirtschaftswäldern findet man durch Holzeinschläge und Wegebau allerdings zahlreiche „Allewelts-Arten“ oder Offenlandarten, die eigentlich gar nicht in den Wald gehören und auch nicht bedroht sind. Tatsächlich dauert es viele Jahrzehnte, bis sich im Naturwald eine Urwaldstruktur mit ihren großen Unterschieden zum bewirtschafteten Wald herausbildet. Erst dann kann er sein volles Potential für den Artenreichtum entfalten. (Quelle: hessen.nabu.de)
FAQ: Werden Naturwälder wirklich stillgelegt?
Nein. In Naturwäldern wird nur auf die Holznutzung verzichtet – von „Stilllegung“ kann aber keine Rede sein. Denn das ursprüngliche Leben im Wald blüht erst richtig auf, wenn nicht mehr der Mensch regiert, sondern die Natur. Naturschutz, Erholung oder Bodenschutz stehen im Vordergrund. Es gibt auch kein Betretungsverbot für Naturwälder. Der Mensch ist ausdrücklich dazu eingeladen, Naturwälder zu erleben. Insbesondere die großen Gebiete eignen sich hervorragend, um wilde Natur zu entdecken. Naturwälder sind wunderschön und abwechslungsreich. Von alten knorrigen, bizarren Baumgestalten auf steinigen Standorten bis zu gewaltigen, dicken Baumriesen auf nährstoffreichen Böden sind sie auch ästhetisch eine Bereicherung für Besucher. Krumm gewachsene oder abgestorbene Bäume und Fallholz verstärken den Eindruck von Wildnis. Damit bieten Naturwälder ein besonderes Erlebnis für Erholungssuchende. (Quelle: hessen.nabu.de)
Weitere Folgen sind geplant:
3. Naturwald Graburg
4. Naturwald Hessische Schweiz
5. Über die Grenze geschaut - Thüringen "Naturmonument Grünes Band" und "Urwald von morgen"
6. Der Kellerwald
7. Der Reinhardswald
8. Wald- und Ökotourismus
9. Über das Waldbaden